Wie definieren wir Glück und Zufriedenheit? Was ist notwendig, dass wir uns glücklich fühlen? Mit fundiert wissenschaftlichen Fakten, gleichzeitig aber auch verblüffend simplen Methoden sowie persönlichen Erfahrungen aus seiner Tätigkeit näherte sich Bertram Strolz diesen wichtigen Themen. Schon seine Einstiegsübung brachte die zahlreichen Teilnehmer auf einen positiven Kurs: Notiere zwei positive Momente, die du heute erlebt hast. Anschließend erzähle deinem Sitznachbar davon. „Schon beschäftigt sich unser Hirn mit positiven Themen“, so Strolz. „Darüber hinaus werden durch das Teilen dieser Erfahrungen noch mehr Glückshormone ausgeschüttet.“

Dadurch lässt sich auch dauerhaft die Wahrnehmung beeinflussen. Der Mensch sei ja schon durch die Evolution auf Schutz, Sicherheit und Skepsis ausgelegt. Überall könnten Gefahren lauern. Beschäftigt man sich aber täglich mit glücklichen Erlebnissen, trainiert man sein Gehirn darauf, solche Momente verstärkt zu suchen und zu sammeln. Denn gemessen an einer Glücksgefühl-Skala von -10 bis +10 beschreibt eine 0 den „alles okay“-Zustand, während man sich im negativen Bereich schrittweise über Depressionen bis hin zum Burn out bewegt. „Die Forschung der positiven Psychologie beschäftigt sich seit 1998 mit dem positiven Bereich. Allerdings werden negative Erfahrungen nicht ignoriert oder schöngeredet. Wir wollen vielmehr ein positives Verhältnis herstellen.“

 

„Glücksgefühle sind messbar“

In Folge dessen kehrte Strolz zur Ausgangsfrage zurück, indem er das PERMA-Modell von Forscher Martin Seligman vorstellte, der damit die positive Psycholigie ins Leben rief. Demnach sind für ihn positive Emotionen, Engagement, Beziehungen (Relationships), Sinn (Mean) und Zielerreichung/Leistung (Accomplishment) die fünf Eckpfeiler, um ein erfülltes, glückliches Leben zu führen. „Darüber hinaus lässt sich Glücklichsein leicht messen, indem wir Hirnströmungen analysieren. Glücksgefühle entstehen aufsteigend bei Freude, Interesse, Inspiration, Vergnügen, Heiterkeit, Stolz, Ehrfurcht und Hoffnung. Liebe fasst dies alles zusammen – nicht nur die körperliche, auch die Liebe zu einer Tätigkeit, einem Objekt oder einem Beruf.“

Die stärkste Empfindung sei mit Abstand aber die Dankbarkeit. Somit folgte Übung Nummer zwei: Alle Teilnehmer sollten zwei Dinge aufschreiben, für die sie im Leben dankbar seien und wiederum darüber erzählen. Unschwer zu erraten, dass die „good vibrations“ im Saal der Wirtschaft nahezu greifbar waren. „Jeder von euch hat bestimmt eine Person im Leben, der er schon immer Danke sagen wollte. Stellt euch vor, ihr schreibt dieser Person einen Brief, in dem das steht. Ihr bringt ihn persönlich vorbei. Und wenn ihr eine Gefühlsexplosion wollt, lest ihr ihn der Person sogar vor.“ All dies sei Nahrung fürs seelische Wohlbefinden. Folglich würde erwiesenermaßen auch die körperliche Gesundheit steigen.

Zum Abschluss wies Betram Strolz noch auf den Kongress der positiven Psychologie hin, der von 1. bis 4. Juli in Vorarlberg stattfinden wird. Infos findet man hier.

 

„Erleben junge Leute diese Gefühle, geht die Post ab!“

Nach diesen eindrucksvollen persönlichen Eindrücken war es nicht schwer, diese Emotionen für die Lehrlingsausbildung umzumünzen. „Viele Begriffe wie Stolz, Ehrfurcht oder Dankbarkeit mögen altmodisch klingen. Aber es ist genau das, was unsere Jugend derzeit gut gebrauchen kann. Und das meine ich im positiven Sinne: Gebt jungen Leuten diese Emotionen. Fördert eine aktive, positive Kommunikation. Zeigt ihnen einen Sinn in ihrem Tun, Dankbarkeit, Stolz, schenkt ihnen Freude. ich kann euch versprechen: Erleben sie diese Gefühle, geht die Post ab!“

Zwar lasse sich der Charakter eines Menschen nicht ändern, wohl aber sein Handeln, seine Reaktionen und sein Umgang im Alltag. Strolz erklärte dies anhand einer Reaktions-Spirale: Wir erleben eine Situation, bewerten diese, lösen damit ein Gefühl aus und handeln danach. Je zufriedener oder glücklicher ich gestimmt bin, umso positiver fällt die Handlung aus. „Dadurch kann ich beeinflussen, ob ich bei einem entstehenden Stau hupe, mich ärgere und auf das Lenkrad schlage, oder ob ich die Zeit sinnvoll nutze und Anrufe erledige.“

 

Nächstes Treffen im September

Das Netzwerktreffen der Vorarlberger Ausbilder – eine Initiative von Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer und Land Vorarlberg, fand zum 5. Mal statt. Michael Moosbrugger (WKV, Bildung) und Markus Curin (Lehre in Vorarlberg) begrüßten die Teilnehmer, Kerstin Lubetz (Felder Projekte) führte durch den Abend. Im Anschluss sorgte die WIFI-Wirtschaft unter Wolfgang Preuß für eine feine Verpflegung beim Netzwerken. Die nächste Veranstaltung wird im September stattfinden. Zeit und Ort werden auf der offiziellen Website noch bekannt gegeben.

Fotos: M. Curin