Wie kommt es dazu, dass ein brasilianischer Teenager in Vorarlberg eine Koch-Lehre macht?

Maria: Ich habe immer schon gerne gekocht. Meine ganze Familie, besonders meine Oma, war bekannt für ihre Küche. Bei uns in Sao Paolo sind alle immer zum Essen zusammengekommen. Also wollte ich das auch machen – nur etwas cooler und zeitgemäßer.

Es hat damit begonnen, dass mein Stiefvater vor einigen Jahren für die Arbeit nach Vorarlberg kam. Meine Mutter folgte ihm kurz darauf und 2021 zogen auch mein Bruder und ich hierher. Ich habe die Mittelschule besucht, Deutsch gelernt, aber als die Berufsorientierung begann, hatte ich zuerst überhaupt keinen Plan, was ich machen sollte.

 

Also gab es Alternativen?

Maria: An eine Kochlehre habe ich zuerst gar nicht gedacht. Ich habe auch als Elektrotechnikerin geschnuppert, was mir aber nicht gefallen hat. Mittlerweile war aber meine Tante mit Thomas Neubert verheiratet, dem Küchenchef im Pier69. Also ging ich zum Schnuppern dorthin und habe meine Leidenschaft fürs Kochen wiederentdeckt. Dann ging alles schnell: Ich habe mich für die Kochlehre entschieden, mich beworben und begann im Oktober 2024 meine Ausbildung.

 

Was gehört zu deinen Aufgaben als Köchin?

Maria: Als Lehrlinge absolvieren wir die verschiedenen Küchenposten. Begonnen habe ich mit dem Frühstück, dabei war das frühe Aufstehen sehr schwierig für mich. Nach ein paar Monaten konnte ich mich dann als Gardemanger beweisen, war also für die kalten Speisen verantwortlich, etwa Vorspeisen wie Beef Tartar, Salate usw. Durch meinen Einsatz habe ich mehr Verantwortung übertragen bekommen, was am Anfang aber sehr herausfordernd war und mich ab und zu fast überfordert hat. Jetzt unterstütze ich den Entremetier bei den Beilagen und lerne sehr viel Neues dazu.

 

 

Was davon gefällt dir bislang am besten?

Maria: Gardemanger habe ich geliebt! Ich habe fast geweint, als ich diese Position verlassen musste. Es war meine erste verantwortungsvolle Aufgabe, ich teilweise allein absolviert habe. Auch das Anrichten ist spitze, da will ich so perfekt wie möglich sein.
Generell liebe ich alles an meiner Ausbildung: Von der Vorbereitung übers Kochen und Anrichten bis zum gemeinsamen Putzen. Auch wenn ich noch viel lernen muss, bin ich gut bei dem, was ich mache. Ich bekomme viel Lob für meine Arbeit und mit dem Wissen, dass man etwas richtig macht, hat man gleich mehr Spaß daran. Und so herausfordernd gerade die Festspielzeit mit bis zu 200 Gästen war: Ich mag den Druck und den Stress. Wenn wenig los ist verliere ich mich viel zu oft in Details.

 

Welche Eigenschaften sollten zukünftige Köchinnen und Köche haben?

Maria: Man muss wirklich Bock auf diese Arbeit haben, Gastronomie ist eine andere Welt. Das kann man unmöglich mit dem Kochen zuhause vergleichen. Ordnung, Sauberkeit und Genauigkeit spielen eine unglaublich große Rolle. Auch Respekt vor den Lebensmitteln und den Mitarbeitern ist angebracht. Generell gilt für mich: Man muss die Liebe im Essen schmecken können, dann weiß man, dass man hier richtig ist.

 

Und wenn du die Brasilianische und Vorarlberger Küche vergleichst – wer gewinnt?

Maria: Für mich ganz klar Brasilien! Ich mag Käsknöpfle und auch ein Leberkäse geht immer, aber schon allein für Coxinha, unserer Streetfood-Spezialität, würde ich hier alles stehen lassen.