Kompetenzchecks im Handel: „War brutal nervös!“

Mai 29, 2019

Die Zwischenprüfung gibt es heuer auch in den Handelsberufen. Wir haben uns an der LBS 3 den Kompetenzcheck der Einrichtungsberater angesehen.

Es geht um einen echten Kompetenzcheck. Dieser besteht aus drei Elementen: Der Lehrling präsentiert erst sich selbst, stellt dann seinen Ausbildungsbetrieb vor und erläutert letztlich ein Produkt, mit dem er handelt. Da werden Wohnlandschaften angepriesen, Beschattungssysteme gelobt, Küchen schmackhaft gemacht, Teppiche und Matratzen verkauft. Mehr über die Handelsberufe erfährt ihr natürlich hier.

 

„Wurde toll unterstützt“

Auch wenn die eine oder andere Stimme zittert, sehen die Auszubildenden alles andere als nervös aus. Besonders, wenn es um fachliche Fragen geht, glänzen die Lehrlinge mit Wissen. Lisa-Katharina Huber ist 21 Jahre jung und absolviert gerade ihr zweites Lehrjahr im XXXLutz in Lauterach. Ihr Fachgebiet: Küchen. Sie findet die Idee hinter dem Check gut. Schon in der Schule wurde sie Wochen vor der Prüfung umfangreich gecoacht. „Wir haben Mappen erstellt und unsere Waren gezeichnet. Auch im Betrieb wurde ich toll unterstützt und habe sehr viel über das Produkt recherchiert, das ich vorstellen werde“, sagt die Küchenfachfrau.

Wenig später präsentiert sie eine Küche in Betonoptik und geht im Vortrag ganz auf. Danach stellt die Prüfungskommission vertiefende Fragen. Welche Geräte sind dabei? Wie breit sind die Schränke? Welche Extras kann ich dazukaufen, und was kostet die Montage? Die Kommission gibt auch gleich direktes Feedback, wo noch Luft nach oben ist. Da geht es um Präsenz beim Vortrag beziehungsweise in der Beratungssituation, um Körpersprache, um die Bedürfnisse und Wünsche des Kunden.

Neben den fachlichen Qualitäten müssen die Auszubildenden auch ein ordentliches Maß an Einfühlungsvermögen entwickeln. Am Morgen sei sie noch sehr nervös gewesen und habe versucht sich abzulenken. „Aber ich weiß, ich bin gut vorbereitet, gehe einfach in die Prüfung und gebe mein Bestes“, sagt sie abschließend mit einem verschmitzten Lächeln. Gesagt – getan! Mit einem souveränen Vortrag überzeugt sie die Prüfungskommission und besteht mit fliegenden Fahnen. Prüfung erfolgreich absolviert, hieß es auch für die anderen 21 Kandidatinnen und Kandidaten an diesem Tag.

 

„Bekommen direktes Feedback“

Zu diesen gehören auch Selcuk Sahin, Chiara Sauer und David Zivkovic. „Ich weiß zwar schon seit 2-3 Monaten vom Check, aber ich habe mich erst gestern so richtig vorbereitet und war deswegen brutal nervös“, gesteht Selcuk, der seine Lehre bei Mömax absolviert. „Aber ich war ein Jahr in der Teppich-Abteilung und kenne mich da gut aus.“ Überdies findet er den Kompetenzcheck wichtig: „Wir bekommen direktes Feedback. Erfahren also, was wir gut können und wo wir uns verbessern können. Dadurch ist die Angelegenheit viel ernster, als wenn wir etwa vor der Klasse vortragen.“

Chiara (17) ist fast seit zwei Jahren bei XXXLutz in Bludenz. „Ich habe mich etwa zwei Wochen lang vorbereitet und habe bei der Arbeit, aber auch in der Schule viel Unterstützung bekommen.“ Die gab es auch für ihren Arbeitskollegen David. Er stellt souverän eine Couchgarnitur vor. „Bei der Präsentation und bei der Produktrecherche bekamen wir wertvolle Tipps.“

 

„Absolut notwendig“

Gestellt werden die Fragen vom Obmann des Vorarlberger Einrichtungsfachhandels, Harald Künzle (Firma Reiter in Rankweil) und Fachlehrern der LBS 3. Auch für Künzle ist der Check unerlässlich. „Die Zwischenprüfung ist eine absolute Notwendigkeit. Nur so können wir herausfinden, wo der Lehrling steht, was für Kompetenzen er jetzt schon hat und wo noch Mankos sind, die er ausmerzen muss“, sagt Künzle. Ebenfalls wichtig sei es, nicht nur dem Lehrling Feedback zu geben sondern auch dem Ausbildungsbetrieb, damit das Ausbildungsprogramm individuell verbessert und angepasst werden kann. Abschließend stellt Künzle zufrieden fest: „Die Fachkompetenz ist in den meisten Fällen da, manchmal mangelt es allenfalls noch im Ausdruck und an Feinheiten der Körpersprache wie zum Beispiel Gestik oder Mimik.

 

„Generalprobe für Lehrabschlussprüfung“

„Für uns ist diese Prüfung ein Schritt in die richtige Richtung, um die Qualität der Ausbildung sicherzustellen“, zeigt sich Arbeiterkammer-Präsident Hubert Hämmerle erfreut. Entsprechend zufrieden ist auch die Sparte Handel der Wirtschaftskammer. „Erstmals fanden die Zwischenprüfungen nun für die Lehrlinge im Lebensmittel-, Telekommunikations-, Mode-, Sport- und Freizeithandel, Elektro- und Einrichtungsfachhandel sowie bei den Drogisten statt“, informiert Christian Gut, Bildungssprecher der Sparte Handel. „131 der 135 freiwillig angetretenen Auszubildenden haben den Komptenzcheck erfolgreich absolviert. Damit haben sie auch die Generalprobe für die Lehrabschlussprüfung gemeistert.“

„Die Teilnahme findet im Rahmen des Schulbetriebes statt. Bislang haben auch alle Lehrlinge daran teilgenommen“, erklärt Klaus Trenker. Er ist seit vier Jahren Direktor der Landesberufsschule 3 (LBS) in Bregenz. „Für die Schüler ist das eine gute Gelegenheit sich selbst und ihr Wissen einzuordnen. Ich glaube auch, dass sie mental gestärkt werden, weil sie danach wissen, wie die Situation in der Lehrabschlussprüfung ist, und mit weniger Nervosität an die Sache herangehen können“, so Trenker.

Artikel: Jürgen Gorbach (AK), Markus Curin
Fotos: MC