MaturantInnen-Befragung: Freizeit wichtiger als Geld
Mai 17, 2019
Die Industriellenvereinigung , die Wirtschaftskammer und die Bildungsdirektion Vorarlberg haben heuer bereits zum neunten Mal eine Befragung unter allen Maturanten und Maturantinnen des aktuellen Jahrgangs im Land durchgeführt. „An der im Februar und März 2019 durchgeführten Studie beteiligten sich insgesamt 1.377 Personen. Dies entspricht einer sehr beachtlichen Rücklaufquote von 71,46 Prozent, die Ergebnisse sind daher sehr repräsentativ“, so Mathias Burtscher, Geschäftsführer der IV-Vorarlberg.
Eine grundlegende Erkenntnis aus der Studie ist, dass die MaturantInnen der Bildungslandschaft ein gutes Urteil ausstellen. Darüber hinaus stehen sie auch der Wirtschaft und dem Arbeitsmarkt überwiegend positiv gegenüber. Ein Teil der Umfrage behandelte die Gründe für die Wahl der Schule. Dabei spielt der Faktor Schulklima noch vor der Allgemeinbildung und der Vermittlung von fachspezifischem Wissen immer noch die wichtigste Rolle. Demnach ist für 89 Prozent der MaturantInnen die Stimmung an der Schule „sehr wichtig“ bzw. „wichtig“. Im Vergleich zu 2014 hat sich an dieser Priorisierung nichts geändert, die Bedeutung von Schulklima und Allgemeinbildung ist im Vergleich zu fünf Jahren aber nochmals gestiegen. Besonders für Mädchen (58 Prozent) ist das Klima entscheidend für die Schulwahl.
Lehre nach der Matura?
Auffällig bei der diesjährigen Befragung ist, dass heuer noch 22 Prozent der befragten Maturantinnen und Maturanten unschlüssig sind, welche weitere Ausbildung oder welchen Beruf sie nach der Matura bzw. nach dem Wehrdienst/Zivildienst wählen. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 lag dieser Wert noch bei 16 Prozent und im Jahr 2012 sogar nur bei 15 Prozent. Somit können Rückschlüsse auf das breite Weiterbildungs- und Ausbildungsangebot gezogen werden. „Den Jugendlichen stehen in Vorarlberg viele Türen offen. Für jede Begabung, für jedes Talent bietet sich den Mädchen und Burschen eine Möglichkeit“, hebt Landesrätin Schöbi-Fink hervor.
Ein genauer Blick zeigt, dass der Wunsch der Jugendlichen zur Weiterbildung nach der Matura an einer Universität heuer bei 36 Prozent liegt. 12 Prozent spekulieren mit einem Berufseinstieg. Hier spielt auch die Lehre eine immer wichtigere Rolle. Bereits in unserem Interview mit Beate Tschütscher haben wir gezeigt, wie ein erfolgreiches Beispiel für Matura und Lehre aussehen kann.
Auffallend ist auch, dass die Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf in der Wichtigkeit auf ihr zukünftiges Arbeitsleben am wichtigsten sind. An zweiter Stelle steht das Arbeitsklima und Arbeitsumfeld und mit etwas Abstand auf dem dritten Platz die Arbeitsplatzsicherheit. Erst auf Platz vier folgt das „Hohe Einkommen“, den letzten Rang nimmt das „berufliche Ansehen“ ein.
„Fülle an Möglichkeiten und Angeboten“
Für Dr. Christoph Jenny, Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg, lässt die Maturanten-Befragung aufschlussreiche Schlussfolgerungen zu. In weiterer Folge sollten diese mit den beteiligten Partnern besprochen und noch genauer untersucht werden. Handlungsbedarf sieht er beispielsweise bei der Einschätzung zur Schwierigkeit der Berufs- und Bildungswahl. 61 Prozent der Schülerinnen und Schüler geben an, dass ihnen die Berufs- und Weiterbildungsentscheidung „eher schwer“ oder „sehr schwer“ fällt (2014: 59 Prozent). „Das hängt sicherlich mit der Fülle an Berufs- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie den vielen Informations- und Beratungsangeboten von Schulen und Bildungspartnern zusammen“, so Jenny.
Die MaturantInnen wurden auch über ihr Wissen zu den Wirtschaftszweigen gefragt. Auf die Frage, welche Wirtschaftszweige dem Land Vorarlberg ihrer Mitarbeiter nach am meisten Geld (=Bruttowertschätzung) bringen, ist die Reihenfolge: Tourismus, Industrie, Handel, Gewerbe/Handwerk. „Vorarlberg wird nach wie vor als Tourismus- und Industrieland wahrgenommen. Hier gibt es einen Unterschied in der Bewertung zur tatsächlichen Bruttowertschöpfung der einzelnen Sektoren im Land“, so der WKV-Direktor.
Tops und Flops in Vorarlberg
Erstmals haben die MaturantInnen das Bundesland Vorarlberg im Schulnotensystem beurteilt. Daraus ergibt sich laut IV-GF Burtscher ein ambivalentes Bild: „Am besten schneidet das Gesundheitsangebot ab, am schlechtesten die Ausgehmöglichkeiten. Unter den Top-3 sind auch die Bewertung zum Öffentlichen Verkehr und die Einstellung zu Arbeit und Leistung in Vorarlberg. Unter die Flop-3 fallen noch der offene Geist und die Infrastruktur an den Bildungseinrichtungen – wie WLAN oder Tablets.“
Zu den genauen Ergebnisse der MaturantInnen-Befragung geht’s hier entlang.
Im Bild: IV-GF MMag. Mathias Burtscher, Landesrätin Dr. Barbara Schöbi-Fink und WKV-Dir. Dr. Christoph Jenny.
Foto: IV
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